Breathe

Sounds like Nature

Atmen

Sounds like Nature 

Text: Sandra Pfeifer
Foto: John Grzinich

5 Fragen an Richard Eigner

Die Natur lässt nicht nur aufatmen, wie es der Breathe Austria Pavillon in Mailand zeigt. Musiker zitieren sie seit jeher als eine wichtige Inspirationsquelle. So auch Klangkünstler Richard Eigner, der jedoch noch einen Schritt weiter geht. Er steckt Mikrophone ins Wasser, vertont die Landung der ersten Schneeflocken im Winter oder den Wind, wenn dieser munter durch elektrisch geladene Kuhzäune bläst.
Obwohl in seiner Freizeit selbst passionierter Wanderer, hat er die Natur erst durch eines seiner Projekte musikalisch für sich entdeckt und schätzen gelernt. Für Sounds Like Nature ist er quer durch Österreichs Nationalparks, von den Hohen Tauern bis zum Seewinkel gereist und hat sich deren Vielfalt und Schönheit einmal aus akustischer Perspektive gewidmet. Das Ergebnis ist ein wunderschönes Klangmärchen über Adler, Berge, Flüsse, Echsen, Luchse und alles was sonst noch so kreucht, fleucht und atmet in der österreichischen Wildnis, fernab vom menschlichen Gebaren. Wir treffen Richard zu einem kurzen Gespräch über seinen liebsten Sound im Wald und hören, warum das Universum uns beim Musik komponieren immer einen Schritt voraus ist.

Als Musiker, wie berührt dich Sound?

Ich würde es als Begeisterung beschreiben, dass ich etwas entdeckt habe. Das Tolle an den Sachen, die so natürlich angeregt werden, ist eine ständige Variation ohne mein Zutun, weil sich zum Beispiel der Wind dauernd ändert oder jede einzelne Schneeflocke anders fällt. Darum kann man sich so was lange anhören, weil es eine stetige Spannung schafft, die mit anderen Mitteln vielleicht gar nicht so leicht zu erzeugen ist.
Ich liebe Sounds, die dem Wasser entspringen. Das hat für mich eine ganz besondere Anziehungskraft. Beim Mikrophonieren bekomme ich viele rhythmische Muster erst so richtig mit… und wenn man dann das Mikrophon an einer anderen Stelle platziert, dann klingt das wieder komplett anders.

Bei deinem Natursound denkt man auch kurz an den Komponisten Gustav Mahler, der in seinen Sinfonien ebenfalls die Klänge der Natur verpackt hat. Er hat einmal gemeint: Man ist sozusagen selbst das Instrument auf dem das Universum spielt. Hast du eine Philosophie, die dein kreatives Schaffen leitet?

Ich bin vor kurzem auf einen Künstler/Programmierer gestoßen, der es geschafft hat, Tonhöhen in ganz hoher Qualität zu verändern, und aus einem polyphonen Musikstück die einzelnen Töne untereinander umzustimmen. Das heißt, der kann etwa den Akkord einer Gitarre isoliert verändern. Und er hat gemeint, dass Musik als ideelles Wesen schon vorher vorhanden ist, bevor wir das überhaupt hören. Wenn man Akkorde hört, dann sind das Intervallverhältnisse, also im Prinzip Zahlen die wir hören, die im Universum schon vorhanden sind. Und wir können diese durch Schallwellen, also die Musik wie wir sie kennen, hörbar machen. Dass die eigentliche Musik in ihrer Wesenheit aber schon vor den Schallwellen existiert, finde ich einen sehr fesselnden Gedanken.
Für mich persönlich aber versuche ich so wenig wie möglich zu denken, sondern zu tun.

Dein Lieblingsplatz in Östereich?

Hm, da gibt es mehrere… Der grosse Pyhrgas bei Spital am Pyhrn. Die Gegend um den Traunsee ist sehr schön. Der Millstätter See und der Weissensee sind auch genial.
Und, das Gesäuse hat mir auch sehr gut gefallen. Bei den Aufnahmen für das Sounds Like Nature-Projekt war das mein Favorit. Das ist wirklich eine imposante Gegend dort. Der Name Gesäuse kommt ja, soweit ich weiß, vom Rauschen der Enns, weil sie doch quasi „saust“. Ich finde es spannend, dass man den Namen von einem akustischen Eindruck abgeleitet hat.

Ein Nahrungsmittel, auf das du nicht verzichten kannst?

Fenchel.

Dein liebster Sound, wenn du an den Wald denkst?

Der Specht. Einer der besten Klänge überhaupt. Der Wald hat eine ganz besondere Klangcharakteristik: Durch das leichte Hallen entsteht eine Räumlichkeit, die mich immer wieder fasziniert.